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Zahnstein bei der Katze: Ursachen, Folgen und Maßnahmen zur Vorbeugung

Auf einen Blick: 

Zahnstein bei Katzen ist eine der häufigsten oralen Erkrankungen – fast jede zweite Katze zwischen 5 und 6 Jahren ist betroffen.1 Die Folgen reichen von schmerzhaften Entzündungen bis hin zu systemischen Erkrankungen. Frühe Prävention schützt vor Leid und Folgekosten.

Zahnstein bei der Katze ist weit mehr als ein kosmetisches Problem. In der Folge von Zahnstein entsteht ein chronisch-entzündliches Geschehen in der Maulhöhle und dieses kann in engem Zusammenhang mit schwerwiegenden Folgeerkrankungen stehen. Trotzdem werden im Alltag vieler Katzenhalterinnen und -halter die Folgen dieser Parodontalerkrankungen häufig stark unterschätzt – oft auch, weil die Tiere Zahnschmerzen gut verbergen. Umso wichtiger ist fundiertes Wissen über Entstehung, Symptome, Behandlung und Prävention, denn frühzeitige Maßnahmen können das Fortschreiten der Erkrankung wirkungsvoll verhindern.
 

Junge streichel Hauskatze.
Junge streichel Hauskatze.

Was ist Zahnstein und wie entsteht er?

Zahnstein entsteht aus Plaque – einem weichen Zahnbelag aus Futterresten, Speichelproteinen und Bakterien. Wird dieser Belag nicht regelmäßig mechanisch entfernt, härtet er durch die Einlagerung von Mineralien im Speichel aus. Das Ergebnis ist harter, gelblich-brauner Zahnstein, der sich zunächst an den außen liegenden Backenzähnen bildet. Die rauen Oberflächen des Zahnsteins dienen als ideale Haftfläche für weitere Bakterien und neue Beläge. Mit zunehmender Ausdehnung dringen Erreger tiefer in das Zahnfleisch ein und lösen dort Entzündungsreaktionen aus – ein Prozess, der zur gefürchteten Parodontitis führen kann.

Risikofaktoren und Häufigkeit

Die Entstehung von Zahnstein ist eng mit bestimmten Risikofaktoren verknüpft. So zeigen Studien, dass das Alter eine zentrale Rolle spielt: Katzen im Alter von 9–12 Jahren sind etwa 6,7-fach häufiger von Parodontal-Erkrankungen wie Zahnstein betroffen als junge Tiere.2 Auch die Fütterung hat Einfluss – während Nassfutter zur vermehrten Plaquebildung beiträgt, zeigt sich bei Katzen mit Trockenfutter ein geringeres Risiko.1 Rassebedingte Veranlagung ist ebenfalls zu berücksichtigen: Bestimmte Rassen wie Siam, Maine-Coon oder Britisch Kurzhaar sind besonders gefährdet.2 Nicht zuletzt ist fehlende Zahnhygiene ein entscheidender Faktor. So kann sich Plaque bereits innerhalb von 48 Stunden mineralisieren.

Symptome: Woran erkennt man Zahnstein bei der Katze?

Die klinischen Anzeichen für Zahnstein sind vielfältig, doch sie werden häufig spät erkannt. Achten Sie auf folgende Symptome:

  • Mundgeruch (Halitosis) – oft das erste wahrnehmbare Anzeichen.
  • Gelb-bräunliche Ablagerungen – besonders an den Eck- und Backenzähnen sichtbar.
  • Zahnfleischrötung und -blutung – Hinweise auf eine beginnende Entzündung (Gingivitis).
  • Verändertes Fressverhalten – etwa Futter fallen lassen, langsameres Fressen oder einseitiges Kauen.
  • Vermehrter Speichelfluss – teils begleitet von vermehrtem Maulputzen oder Berührungsempfindlichkeit.

 

Diese Symptome stehen in direktem Zusammenhang mit der voranschreitenden Entzündung des Zahnapparates und können bei fehlender Behandlung schnell eskalieren.
 

Folgeerkrankungen durch unbehandelten Zahnstein

Bleibt Zahnstein bei der Katze unbehandelt, nimmt die Entzündung in der Tiefe zu und zerstört schrittweise das Zahnhaltegewebe. Es kommt zur Lockerung der Zähne, Wurzelvereiterungen und Kieferknochenschwund. Besonders gefürchtet ist FORL (Feline Odontoklastische Resorptive Läsionen) – eine Erkrankung, bei der körpereigene Zellen die Zahnhartsubstanz abbauen. Diese Läsionen verursachen starke Schmerzen und treten häufig gemeinsam mit Parodontitis auf. Die chronische Entzündung wirkt sich jedoch nicht nur lokal aus: Sie kann systemisch werden, das Immunsystem schwächen und ebenso das Risiko für chronische Nierenerkrankungen erhöhen.3

 

Tabelle: Typische Zahnerkrankungen der Katze und ihre Folgen

Diagnostik: So wird eine Zahnerkrankung festgestellt

Da viele Veränderungen im Maulinneren der Katze schleichend verlaufen, ist eine präzise Diagnostik entscheidend. Bereits bei der klinischen Allgemeinuntersuchung kann die Tierärztin oder der Tierarzt Auffälligkeiten feststellen. Eine vollständige Beurteilung des Katzengebisses gelingt jedoch nur unter Sedierung oder Narkose. In diesem Zustand können Zahntaschen sondiert, Röntgenaufnahmen angefertigt und versteckte Läsionen identifiziert werden. Besonders FORL-Läsionen sind ohne Dentalröntgen kaum zu diagnostizieren, da sie sich unterhalb des Zahnfleischrands entwickeln.

Behandlung: Zahnstein bei Katzen professionell entfernen

Die einzige wirkungsvolle Maßnahme zur Entfernung von Zahnstein bei der Katze ist eine professionelle Zahnreinigung unter Narkose.4 Dabei wird der Zahnstein mit einem Ultraschallscaler entfernt, die Zahnoberflächen werden poliert und antibakteriell gespült. Je nach Befund kann es notwendig sein, entzündete oder gelockerte Zähne zu extrahieren. Auch wenn viele Katzenhalterinnen und -halter Bedenken wegen der Narkose haben: Bei sorgfältiger Vorbereitung und Überwachung sind moderne Anästhesieverfahren in der Regel sicher – selbst bei älteren Tieren. Eingriffe ohne Narkose hingegen bergen Risiken und können der Katze erheblichen Stress und Schmerzen zufügen.

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Schmerzfrei beim Zahnarzt – auch für Katzen8

Zahnbehandlungen sind für Katzen oft schmerzhaft – besonders, wenn Zähne gezogen werden müssen oder das Zahnfleisch entzündet ist. Deshalb ist eine gute Schmerzbehandlung wichtig. Diese beginnt schon vor der Operation. In der modernen Tiermedizin setzt man auf einen sogenannten multimodalen Ansatz. Das bedeutet: Es werden mehrere Schmerzmittel kombiniert, damit die Katze möglichst wenig leidet.

Typischerweise umfasst das Grundprogramm:

  • Opioide – sehr starke Schmerzmittel, ähnlich wie Morphin
  • Lokalanästhesie – also eine örtliche Betäubung, die gezielt einzelne Nerven ausschaltet,
  • Sowie entzündungshemmende Medikamente wie NSAIDs (Non-Steroidal Anti-Inflammatory Drug, also nichtsteroidale Antirheumatika). Diese werden meist noch einige Tage nach dem Eingriff gegeben, um Schmerzen und Entzündungen zu lindern – vorausgesetzt, das Tier verträgt sie gut.

 

Lokalanästhetika sind dabei besonders hilfreich: Sie blockieren gezielt die Schmerzweiterleitung an einzelnen Stellen. So kann man die Narkose insgesamt schwächer dosieren. Die weltweite Tierärzte-Organisation WSAVA empfiehlt den regelmäßigen Einsatz solch einer örtlichen Betäubung: Sie lässt sich einfach anwenden und macht den Eingriff für die Katze deutlich angenehmer.
 

Prävention: Zahnpflege ist der Schlüssel

Die wirksamste Maßnahme zur Vorbeugung von Zahnstein bei der Katze ist das tägliche Zähneputzen. Studien zeigen eindeutig: Nur eine regelmäßige mechanische Entfernung von Plaque verhindert die Mineralisierung und damit die Zahnsteinbildung effektiv.5 Darüber hinaus können folgende unterstützende Maßnahmen sinnvoll sein:6, 7

  • Zahnpflege-Snacks fördern durch Kaueffekt die mechanische Reinigung.
  • Spezielle Trockenfutter (z. B. VOHC-zertifiziert) zeigen nachweislich eine Reduktion von Plaque.
  • Antibakterielle Gele (z. B. mit Chlorhexidin) reduzieren die Bakterienlast, sind aber nicht bei allen Katzen gut verträglich.
  • Trinkwasserzusätze oder Enzympräparate können die tägliche Zahnpflege ergänzen.

 

Diese Produkte bieten jedoch keinen vollwertigen Ersatz für das Zähneputzen, sondern dienen als unterstützende Maßnahme. Das gilt insbesondere für schwer zugängliche Stellen wie die hinteren Backenzähne.
 

Zahnstein bei älteren Katzen: Besonderes Augenmerk erforderlich

Mit zunehmendem Alter steigt nicht nur die Wahrscheinlichkeit für Zahnstein, sondern auch die Komplexität der möglichen Folgeerkrankungen. Nahezu jede Katze über zehn Jahre ist betroffen. Umso wichtiger ist es, ältere Tiere regelmäßig zahnmedizinisch untersuchen zu lassen. Das Risiko einer Narkose ist bei stabilen Patienten meist gering – das Risiko unbehandelter Zahnprobleme jedoch hoch. Frühzeitige Interventionen können hier Lebensqualität und Lebensdauer deutlich verbessern.

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Zahnstein bei der Katze selbst oder ohne Sedierung von Laien entfernen? Warum davon abzuraten ist

So naheliegend es erscheinen mag: Die Entfernung von Zahnstein mit einem Instrument oder Hausmitteln ist keine geeignete Option. Der Zahnstein sitzt oft unter dem Zahnfleischrand, seine Entfernung ohne Narkose ist unvollständig und potenziell gefährlich. Verletzungen, Infektionsrisiken und Stress für das Tier sind vorprogrammiert. Die sogenannten Parodontaltaschen können nicht erreicht werden, d. h. diese Maßnahme verhindert keine Parodontalerkrankung, sondern ist lediglich Kosmetik an der Zahnkrone. Die sichere, vollständige Diagnostik und schmerzfreie, gründliche professionelle Zahnreinigung (PZR) gelingen nur durch professionelle tierärztliche Maßnahmen.

Zahngesundheit ist Lebensqualität

Zahnstein bei der Katze ist ein schleichendes, aber ernst zu nehmendes Gesundheitsproblem. Er verursacht Schmerzen, führt zu chronischen Entzündungen und kann die allgemeine Gesundheit massiv beeinträchtigen. Mit täglicher Zahnpflege, regelmäßigen tierärztlichen Kontrollen und frühzeitigen Behandlungen lässt sich viel Leid verhindern – und das Wohlbefinden der Katze nachhaltig verbessern.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Zahnstein entsteht aus mineralisierter Plaque, also einem bakteriellen Biofilm auf den Zähnen, der sich ohne Zahnhygiene rasch verfestigt.

Mögliche Ursachen sind Alter, Ernährung, genetische Disposition und mangelnde Zahnpflege.

Ja. Zahnstein ist nicht harmlos – er führt unbehandelt zu Entzündungen, Zahnverlust und Organschäden.

Nein. Sichtbarer Zahnstein ist hart und haftet fest und zieht sich bis in die Zahnfleischtaschen hinunter. Professionelle Entfernung unter Narkose ist notwendig.

Gar nicht. Ziel der häuslichen Pflege ist die Verhinderung von Zahnstein – z. B. durch tägliches Zähneputzen oder Dentalfutter.

Tierärztinnen und Tierärzte empfehlen jährliche Kontrollen, besonders bei älteren oder vorbelasteten Tieren. Der Abstand hängt vom individuellen Risiko ab.