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Leptospirose beim Hund: Die Impfung schützt auch Frauchen und Herrchen

Leptospirose beim Hund – noch nie gehört? Das wäre nicht verwunderlich, denn die Leptospirose ist eine bakterielle Infektion, die bei einem milden Verlauf manchmal sogar von Tierärztinnen und Tierärzten nicht bemerkt wird. Leider ist sie hochansteckend und kann auch für Menschen gefährlich werden. Dem Robert Koch-Institut (RKI) werden pro Jahr in etwa zwischen 40 und 170 Leptospirose-Fälle bei Menschen gemeldet. Allerdings gehen die RKI-Experten von einer deutlichen Dunkelziffer aus.1 Eine Impfung gegen Leptospirose beim Hund schützt nicht nur die Vierbeiner, sondern auch Herrchen und Frauchen. Trotz der Gefahr ist der Impfschutz gegen Leptospirose bei Hunden unzureichend: Eine Umfrage unter fast 4000 Hundehaltern zeigte, dass rund die Hälfte ihren Vierbeiner nicht ausreichend gegen Leptospirose impfen.

Leptospira sind Spiralbakterien, die Leptospirose beim Hund verursachen.
Leptospira ist ein Spiralbakterium, das Leptospirose beim Hund verursacht.

Die vielen Varianten der Bakterien

Leptospirose wird von sogenannten Leptospiren ausgelöst. Das ist eine Gruppe weltweit verbreiteter Bakterien mit zahlreichen krankheitserregenden Varianten. Viele Säugetierarten sind für die Erreger empfänglich und können an Leptospirose erkranken.1 Der Verlauf und das klinische Bild der Leptospirose können sehr unterschiedlich ausfallen, je nach Gefährlichkeit der beteiligten Leptospiren-Variante.2 Die Symptome reichen von vorübergehender Abgeschlagenheit bis zu schweren Organschäden mit Todesfolge. Außerdem spielt die Immunreaktion des Wirts eine wichtige Rolle: Beispielsweise ist das Risiko für schwere Krankheitsverläufe der Leptospirose bei ungeimpften Junghunden und anderen Tieren ohne ausreichenden Immunschutz besonders hoch.

Die lange Geschichte der Leptospirose

Der Mediziner Adolph Weil beschrieb 1886 erstmals eine Krankheit beim Menschen, die durch Gelbsucht, eine vergrößerte Milz, Niereninsuffizienz, Bindehautentzündung und Hautausschläge gekennzeichnet war. Diese Erkrankung, verursacht durch Leptospiren, wurde Weil‘sche Krankheit genannt. Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Leptospirose des Hundes dann als ‚Stuttgarter Hundeseuche‘ bekannt. Leptospirose ist, wie z. B. auch (Tollwut (interner Link zur neuen Unterseite „Tollwut beim Hund“), eine sogenannte Zoonose. Das bedeutet, sie kann zwischen Tier und Mensch übertragen werden.

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Leptospiren lauern überall

Ein Hund kann sich beim Schnüffeln, beim Trinken aus Pfützen, beim Baden in stehenden Gewässern, beim Herumtollen mit Artgenossen und beim Fressen mit Leptospirose anstecken. Denn die Bakterien werden über den Urin infizierter Tiere verbreitet.2 Und nicht nur Hunde markieren ihre Umgebung beim ‚Beinchenheben‘. Auch Ratten, Mäuse und andere Wildtiere wie der Waschbär hinterlassen Harnspuren. Über Igel finden die Bakterien ihren Weg in heimische Gärten. Daher ist das Infektionsrisiko für den Hund allgegenwärtig. Leptospirose-Erreger können zudem in warmem Wasser monatelang überleben, ebenso in feuchtwarmen Böden. Im Spätsommer bis Herbst und bei erhöhter Niederschlagsmenge erkranken Hunde deshalb häufiger an Leptospirose.2

Übrigens:

Auch Katzen können Leptospiren ausscheiden. Sie stecken sich beim Kontakt mit infizierten Nagern an. Gleichzeitig reduzieren sie aber mit ihrem Jagderfolg das Erregerreservoir.

Wie die Leptospirose beim Hund verläuft

Gelangen Leptospiren über Hautwunden oder die Schleimhäute in den Hundekörper, dauert es bei Hunden mit unzureichendem Schutz ca. eine Woche, bis die Bakterien sich ausbreiten und im weiteren Verlauf Organe wie Nieren, Leber und Milz besiedeln. Mögliche sichtbare Symptome sind unter anderem:

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    Abgeschlagenheit/Teilnahmslosigkeit

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    Appetitlosigkeit und Erbrechen

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    Atemnot

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    Durchfall

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    Blasse Schleimhäute

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    Steifer Gang

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    Gelbsucht

Behandlung der Leptospirose beim Hund

Die Diagnose stellen die Tiermediziner über Blut- und Urinproben. Bestätigt sich der Verdacht, wird versucht, die Krankheit mit Antibiotika und Infusionen aufzuhalten – Letztere unterstützen den Flüssigkeitshaushalt. Die Ärzte und Ärztinnen müssen die Behandlung genau auf die Funktionsfähigkeit der betroffenen Organe abstimmen, um beispielsweise die Nieren nicht zu überlasten. Halter erkrankter Hunde sollten penibel auf Hygiene achten, um sich selbst nicht anzustecken und die Verbreitung der Leptospirose zu verhindern. Hierzu gehört beispielsweise regelmäßiges Händewaschen sowie Desinfizieren derjenigen Stellen, an denen der Hund Urin abgegeben hat.

Wie die Leptospirose-Impfung beim Hund schützt

Ein aktueller Impfschutz verhindert meist schwere Krankheitsverläufe und schützt auch vor chronischem Trägertum mit Ausscheidung der Leptospiren über den Urin.2 Ungeschützte Hunde dagegen erkranken mitunter schwer, es werden Todesraten bis 48 % angegeben.

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    Die Grundimmunisierung umfasst zwei Impfdosen im Abstand von zwei bis vier Wochen.2

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    Bei Welpen wird für die Grundimmunisierung im Alter von acht und zwölf Wochen sowie 15 Monaten geimpft.2

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    Anschließend ist eine jährliche Auffrischung nötig.2

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    Der ideale Zeitpunkt für die Impfung ist im Frühjahr, bevor mit steigenden Temperaturen die Gefahr für Leptospirose beim Hund größer wird.

Wichtig:

Die Ständige Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo Vet) empfiehlt: Auch Hunde, die eine Infektion überstanden haben, sollten geimpft werden. Das ist sinnvoll, weil es einerseits viele Leptospiren-Varianten gibt, und andererseits die Immunantwort nach der Infektion nicht lange andauert. Darüber hinaus bleiben viele Hunde ohne Therapie auch nach der Genesung ansteckend.2

Leptospirose – die Gefahr für den Menschen

Auch wenn die Übertragung der Leptospirose von infizierten Hunden auf Menschen möglich ist, so ist das Ansteckungsrisiko über belastete Gewässer oder feuchte Erde prinzipiell größer. Dies gilt insbesondere für den Sommer und Frühherbst, da Leptospiren von Niederschlägen und erhöhten Temperaturen profitieren. Bestimmte Berufsgruppen wie zum Beispiel Kanalarbeiter und Laborpersonal sowie Personen, die in der Landwirtschaft oder in Tierarztpraxen arbeiten, gelten aufgrund des erhöhten Kontaminationsrisikos als gefährdeter.1

Die Symptome der Leptospirose beim Menschen reichen von milden, grippeähnlichen Krankheitszeichen bis hin zu schweren, septischen Verläufen, die tödlich enden können. Schwere Symptome sind allerdings nicht die Regel – bei gut 90 Prozent der Betroffenen zeigt sich lediglich ein milder Verlauf.1

Bei Triathlons kommt es in Deutschland immer wieder zu Leptospirose-Infektionen.

Hätten Sie es gewusst?

In Deutschland kommt es wiederholt unter Teilnehmern von Triathlons zu Leptospirose-Infektionen. Die Leptospiren können z. B. durch starke vorangehende Regenfälle vom Uferbereich und aus der Kanalisation in Fließgewässer gespült werden.1