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Schutz für Hund und Halter: Die Leptospirose-Impfung macht den Unterschied

Leptospirose beim Hund – noch nie gehört? Das wäre nicht verwunderlich, denn die Leptospirose ist eine bakterielle Infektion, die bei einem milden Verlauf manchmal sogar von Tierärztinnen und Tierärzten nicht bemerkt wird. Leider ist sie hochansteckend und kann auch für Menschen gefährlich werden. Dem Robert Koch-Institut (RKI) werden pro Jahr in etwa zwischen 40 und 170 Leptospirose-Fälle bei Menschen gemeldet. Allerdings gehen die RKI-Experten von einer deutlichen Dunkelziffer aus.1 

Eine Impfung gegen Leptospirose beim Hund schützt nicht nur die Vierbeiner, sondern trägt auch dazu bei, die Verbreitung des Erregers in der Umwelt zu reduzieren. Trotz der Gefahr ist der Impfschutz gegen Leptospirose bei Hunden unzureichend: Eine Umfrage unter fast 4000 Hundehaltern zeigte, dass rund die Hälfte ihren Vierbeiner nicht ausreichend gegen Leptospirose geimpft sind.

Leptospira sind Spiralbakterien, die Leptospirose beim Hund verursachen.
Leptospira ist ein Spiralbakterium, das Leptospirose beim Hund verursacht.

Die vielen Gesichter der Bakterien

Ausgelöst wird die Krankheit durch sogenannte Leptospiren. Das sind schraubenförmige Bakterien, die sich weltweit verbreitet haben und in vielen Varianten vorkommen. Über 25 verschiedene Arten mit mehr als 300 sogenannten Serovaren – also Untergruppen – sind bekannt. Einige davon verursachen schwere Erkrankungen. Wie stark die Symptome ausfallen, hängt von verschiedenen Faktoren ab, zum Beispiel davon, wie gut das Immunsystem des Hundes reagiert. Besonders gefährdet sind ungeimpfte Hunde oder Tiere mit geschwächter Abwehr. Bei ihnen kann die Leptospirose schnell lebensbedrohlich werden.2, 3

Eine europaweite Untersuchung aus den Jahren 2017 bis 2020 hat gezeigt, welche Leptospiren derzeit bei Hunden am häufigsten vorkommen. Dafür wurden 239 positive Proben aus 158 Tierkliniken in 12 Ländern untersucht. Das Ergebnis: Die am häufigsten nachgewiesenen Varianten in Europa waren Leptospira (L.) Icterohaemorrhagiae (ICT) und L. Australis (AUS) – zwei Serogruppen, die eng mit Ratten als Überträgern verbunden sind. Danach folgten L. Pomona (POM), L. Autumnalis (AUT) und L. Sejroe (SEJ). Besonders viele Fälle kamen aus Deutschland, Italien und Großbritannien.3

Diese Erkenntnisse zeigen, dass L. Icterohaemorrhagiae und L. Australis aktuell die zwei wichtigsten Serogruppen in Europa sind – und erklären, warum moderne Impfstoffe genau auf diese Erregerarten abgestimmt sind.

Verbreitung der Leptospirose bei Hund und Mensch: Wenn Wetter und Umwelt das Risiko erhöhen

In den letzten Jahren mehren sich Hinweise, dass der Klimawandel auch Infektionskrankheiten wie die Leptospirose beeinflusst. Starke Regenfälle und Überschwemmungen können die Erreger in Bäche und Seen spülen. So gelangen sie in die Umwelt, wo sie monatelang im Wasser oder in feuchter Erde überleben können.4, 5

Auch die fortschreitende Urbanisierung spielt eine Rolle: Wenn in Städten Lebensräume verschwinden, profitieren bestimmte Nagetiere wie die Hausratte (Rattus rattus), ein bedeutender Überträger der Leptospiren.6 Höhere Temperaturen, feuchte Sommer und häufige Starkregenereignisse begünstigen die Vermehrung zusätzlich. Fachleute rechnen deshalb in Zukunft mit mehr Fällen – bei Tieren und beim Menschen.4, 5, 6

Hätten Sie es gewusst? Die lange Geschichte der Leptospirose

Der Mediziner Adolph Weil beschrieb 1886 erstmals eine Krankheit beim Menschen, die durch Gelbsucht, Fieber und Nierenversagen gekennzeichnet war – die sogenannte Weil’sche Krankheit. Kurz darauf wurde eine ähnliche Erkrankung bei Hunden bekannt: die Stuttgarter Hundeseuche.
Leptospirose ist, wie etwa Tollwut, eine Zoonose – das heißt, sie kann zwischen Tier und Mensch übertragen werden.

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Leptospiren lauern überall

Ein Hund kann sich beim Schnüffeln, beim Trinken aus Pfützen und beim Baden in langsam fließenden oder stehenden Gewässern mit Leptospirose anstecken. Denn die Bakterien werden über den Urin infizierter Tiere verbreitet.2 Und nicht nur Hunde markieren ihre Umgebung beim „Beinchenheben“: Auch Ratten, Mäuse, Igel oder Waschbären tragen dazu bei, dass Leptospiren in der Umwelt verbreitet werden. Im Spätsommer und Herbst ist das Risiko besonders hoch – dann, wenn es feuchtwarm ist und viele Tiere unterwegs sind.2

Übrigens:

Auch Katzen können Leptospiren ausscheiden. Sie stecken sich beim Kontakt mit infizierten Nagern an. Gleichzeitig reduzieren sie aber mit ihrem Jagderfolg das Erregerreservoir.

Leptospirose beim Hund: Die häufigsten Symptome

Gelangen Leptospiren über kleine Hautverletzungen oder Schleimhäute in den Körper, dauert es bei Hunden mit unzureichendem Schutz ca. eine Woche, bis die Bakterien sich ausbreiten und im weiteren Verlauf Organe wie Nieren, Leber und Milz besiedeln. 

In schweren Fällen kommt es zu Leber- oder Nierenversagen. Ohne Behandlung kann die Krankheit tödlich enden.

Typische Symptome sind:

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    Abgeschlagenheit/Teilnahmslosigkeit

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    Appetitlosigkeit und Erbrechen

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    Atemnot

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    Durchfall

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    Blasse Schleimhäute

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    Steifer Gang

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    Gelbsucht

Diagnose: Wie Tierärzte die Leptospirose beim Hund nachweisen

Für die Diagnose werden meist Blut- und Urinproben untersucht. Im Blut lässt sich der Erreger nur in den ersten Tagen nach der Infektion (bis etwa zehn Tage) nachweisen, im Urin dagegen frühestens nach einer Woche. Heute gilt die Kombination aus PCR-Test (direkter Erregernachweis) und MAT (Antikörpertest) als die sicherste und schnellste Methode, um eine Leptospirose beim Hund zu bestätigen.3 Beim PCR-Test wird das Erbgut der Bakterien direkt im Blut oder Urin nachgewiesen, während der MAT-Test Antikörper im Blut detektiert, die das Immunsystem als Reaktion auf die Infektion gebildet hat.

Behandlung der Leptospirose beim Hund

Sobald die Diagnose steht, zählt jede Stunde. Tierärztinnen und Tierärzte setzen Antibiotika ein, um die Erreger zu bekämpfen, oder auch Infusionen, um die Nieren zu entlasten und den Flüssigkeitshaushalt zu stabilisieren. Die Behandlung wird dabei genau auf die Funktionsfähigkeit der betroffenen Organe abgestimmt. Halter erkrankter Hunde sollten penibel auf Hygiene achten, um sich selbst nicht anzustecken und die Verbreitung der Leptospirose zu verhindern. Der behandelnde Tierarzt oder die behandelnde Tierärztin gibt genaue Instruktionen, wie man mit einem erkrankten Hund zu Hause umgehen muss.

Wie die Leptospirose-Impfung beim Hund schützt2, 3

Eine aktuelle Impfung kann Leben retten. Sie schützt nicht nur vor schweren Krankheitsverläufen, sondern hilft auch, dass Hunde möglichst keine Leptospiren über den Urin ausscheiden und damit eine Gefahr für andere Hunde und Menschen sind. Moderne Impfstoffe zeichnen sich dadurch aus, dass sie die Entwicklung von Symptomen einer Leptospirose sowie einen schwerwiegenden Verlauf der Erkrankung verhindern. Besonders wichtig ist es zudem, dass Impfstoffe in der Lage sind, die Niere als besonders betroffenes Organ umfassend zu schützen.

Die Grundimmunisierung umfasst zwei Impfdosen im Abstand von z. B. vier Wochen, bei Welpen z. B. im Alter von acht und zwölf Wochen sowie im Alter von 15 Monaten. Danach ist eine jährliche Auffrischung nötig – am besten im Frühjahr, bevor die warme Jahreszeit beginnt.

Auf dem Markt gibt es verschiedene Impfstoffe:
 

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    gegen zwei Serogruppen (L. Canicola und L. Icterohaemorrhagiae),

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    oder gegen vier Serogruppen (L. Canicola, L. Icterohaemorrhagiae, L. Grippotyphosa und L. Australis).

Wichtig:

Da L. Icterohaemorrhagiae und L. Australis derzeit die häufigsten Serogruppen in Europa sind, bietet ein Vierfach-Impfstoff (L4) den bestmöglichen Schutz. Auch Hunde, die bereits erkrankt waren, sollten geimpft werden – der natürliche Immunschutz nach einer Infektion hält vermutlich nicht lange an.

Die Ständige Impfkommission Veterinärmedizin (StiKo Vet) bewertet die Impfung gegen Leptospirose als sogenannte CORE-Impfung – das heißt, jeder Hund sollte zu jeder Zeit durch eine Impfung geschützt sein.

Leptospirose beim Menschen – Symptome, Ansteckung und Beispiele aus der Praxis

Stichwort Zoonose: die Leptospirose kann auch den Menschen treffen. Zwar ist eine direkte Ansteckung durch den Hund möglich, doch das Risiko ist bei Kontakt mit kontaminiertem Wasser oder feuchter Erde deutlich größer – besonders im Sommer und Frühherbst, wenn Leptospiren durch Regen und Wärme ideale Bedingungen finden. Gefährdet sind vor allem Menschen, die beruflich mit Tieren oder Abwasser zu tun haben – etwa Kanalarbeiter, Landwirte oder Tierärzte.

Einige Beispiele zeigen, wie vielfältig die Infektionswege sind:

  • Beruflicher Kontakt: 2023 erkrankte ein Kanalarbeiter nach Kontakt mit Rattenurin schwer, konnte aber nach intensiver Behandlung vollständig genesen.7
  • Verwechslung mit COVID-19: 2020 in Baden-Württemberg wurde bei einem Krankenpfleger zunächst eine Corona-Infektion vermutet, tatsächlich handelte es sich um Leptospirose – vermutlich durch Gartenarbeit.8
  • Haustierkontakt: In Bayern und Hessen traten 2022/23 mehrere Fälle bei Haltern von Farbratten auf, die Tiere stammten aus derselben Zucht. Durch Aufklärung und tierärztliche Kontrolle konnte der Ausbruch beendet werden.9
  • Freizeitaktivitäten: Auch nach Triathlons oder Wassersportevents wurden Infektionen beobachtet, wenn Teilnehmende mit kontaminiertem Wasser in Berührung kamen.9


In Deutschland ist die Leptospirose als Berufskrankheit (BK 3102) anerkannt, wenn ein Zusammenhang mit der Tätigkeit besteht. Die Symptome beim Menschen reichen von grippeähnlichen Beschwerden bis hin zu schweren Verläufen mit Leber- und Nierenschäden. Zum Glück verlaufen rund 90 Prozent der Fälle mild.1

Eine Impfung schützt Tier und Mensch

Leptospirose ist kein exotisches Problem, sondern mitten in Europa verbreitet – und häufiger, als viele denken. Die Studie aus zwölf Ländern zeigt deutlich: Die Serogruppen L. Icterohaemorrhagiae und L. Australis dominieren. Sie werden vor allem durch Ratten übertragen – ein Hinweis darauf, dass Urbanisierung und Klimawandel ihren Teil dazu beitragen.

Wer seinen Hund impft, schützt nicht nur ihn, sondern leistet auch einen Beitrag zum Schutz der gesamten Gemeinschaft – ein echtes Beispiel für „One Health“: Gesundheit für Tier und Mensch zugleich.

Häufige Fragen zur Leptospirose beim Hund

Wie infiziert sich ein Hund mit Leptospirose?

Meist über Urin infizierter Tiere wie z. B. Ratten – etwa beim Trinken aus Pfützen, beim Baden oder durch Hautkontakt mit kontaminierter Erde.

Welche Hunde sind durch eine Infektion gefährdet?

Tatsächlich können sich alle Hunde infizieren, unabhängig von Alter, Geschlecht oder Lebensumständen. Daher gilt die Impfung gegen Leptospirose laut den Experten und Expertinnen der Ständigen Impfkommission Veterinärmedizin (StiKo Vet) als CORE-Impfung – das heißt, jeder Hund sollte zu jeder Zeit gegen Leptospirose geimpft sein.

Wie erkennt man Leptospirose beim Hund?

Typisch sind Fieber, Schwäche, Erbrechen, Durchfall, Gelbsucht und Nierenprobleme. Viele Hunde zeigen zunächst nur unspezifische Symptome wie Müdigkeit oder Appetitlosigkeit.3 Wenn Hunde erste Krankheitsanzeichen zeigen, sollte unbedingt die Tierarztpraxis aufgesucht werden, um der Ursache auf den Grund zu gehen und nach Bedarf eine schnelle Behandlung zu veranlassen.

Wie oft sollte man impfen?

Nach der Grundimmunisierung (zwei Impfungen im Abstand von z. B.  4 Wochen und einer ersten Booster-Impfung nach einem Jahr) wird einmal jährlich aufgefrischt.3 Die Einhaltung des korrekten Zeitabstandes ist bei der Leptospiroseimpfung besonders wichtig, um einen dauerhaften und verlässlichen Impfschutz zu gewährleisten.

  • 1. Robert Koch-Institut. (n.d.). Leptospirose. Abgerufen am 14. Oktober 2025, von https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/L/Leptospirose/Leptospirose.html

  • 2. Ständige Impfkommission Veterinärmedizin. (2023, 1. März). Leitlinie zur Impfung von Kleintieren (5., aktualisierte Auflage). Friedrich-Loeffler-Institut. https://www.fli.de/de/publikationen/leitlinien/

  • 3. Wenderlein, J., Zitzl, T., Dufay-Simon, N., Cachet, N., Pantchev, N., Le Guyader, M., Fontana, C., Bomchil, N., Tronel, J. P., Cupillard, L., & Straubinger, R. K. (2024). Detection and identification of pathogenic Leptospira spp. serogroups in Europe between 2017 and 2020 applying a novel gene-based molecular approach. Transboundary and Emerging Diseases, 2024, Article 1101841. https://doi.org/10.1155/2024/1101841

  • 4. Socolovschi, C., Angelakis, E., Renvoisé, A., et al. (2011). Strikes, flooding, rats, and leptospirosis in Marseille, France. International Journal of Infectious Diseases, 15(10), e710–e715. https://doi.org/10.1016/j.ijid.2011.05.015

  • 5. Wasiński, B., Sroka, J., Wójcik-Fatla, A., et al. (2012). Seroprevalence of leptospirosis in rural populations inhabiting areas exposed and not exposed to floods in eastern Poland. Annals of Agricultural and Environmental Medicine, 19(2), 285–288.

  • 6. Blasdell, K. R., Morand, S., Laurance, S. G. W., et al. (2022). Rats and the city: Implications of urbanization on zoonotic disease risk in Southeast Asia. Proceedings of the National Academy of Sciences, 119(39), e2112341119. https://doi.org/10.1073/pnas.2112341119

  • 7. Lämmerzahl, J., Altmeyer, K., & Neuhaus, S. (2023, 18. Dezember). Leptospirose: Bild und Fall. Die Nephrologie, 6/2024. Verfügbar unter: https://link.springer.com/journal/11560

  • 8. Vogel, N. (2020). Leptospira – Zebra unter der „Coronaherde“. Der Internist, 61, 1189–1192. https://doi.org/10.1007/s00108-020-00870-5

  • 9. Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit. (2024, 19. Juli). Leptospirose-Ausbruch in Zusammenhang mit der Haltung von Farbratten. https://www.lgl.bayern.de/gesundheit/infektionsschutz/infektionskrankheiten_a_z/jb23_leptospirose_farbratten.htm