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Katze trinkt viel – was steckt dahinter?

Wenn ihre Katze plötzlich sehr viel trinkt, schrillen schnell die Alarmglocken. Ist das noch normal – oder schon ein Warnsignal? Tatsächlich ist gesteigerter Durst nicht immer gleich Grund zur Sorge, kann aber ein stiller Hinweis auf Krankheiten wie Niereninsuffizienz, Diabetes oder eine Schilddrüsenüberfunktion sein.1 Daher gilt: lieber einmal mehr hinschauen. 

Erfahren Sie, wie viel eine gesunde Katze trinken sollte, welche Ursachen ein verändertes Trinkverhalten haben kann – und was dann zu tun ist.

Katze trinkt viel? Hier trinkt eine Katze sogar Wasserreste von einem Wasserhahn weg.
Katze trinkt viel? Hier trinkt eine Katze sogar Wasserreste von einem Wasserhahn weg.

Wie viel sollte eine gesunde Katze trinken?

Eine gesunde Katze trinkt im Schnitt 40 bis 60 Milliliter pro Kilogramm Körpergewicht am Tag.1 Für eine 4-Kilo-Katze bedeutet das also etwa 160 bis 240 Milliliter täglich. Klingt nach nicht viel? Stimmt – aber das liegt auch daran, dass Katzen ihren Wasserbedarf nicht nur durch Trinken decken. Über Nassfutter und sogar über Stoffwechselwasser, das bei der Verwertung von Nährstoffen entsteht, sind sie ebenfalls in der Lage Flüssigkeit aufzunehmen.2

Katze trinkt viel: Täglicher Wasserbedarf nach Gewicht

Tabelle: Normaler täglicher Wasserbedarf bei Katzen nach Körpergewicht

Durst ist nicht gleich Durst

Wie viel eine Katze trinkt, hängt von mehreren Faktoren ab: Neben der Futterart – Nassfutter enthält beispielsweise bis zu 80 % Wasser2 – spielen auch Aktivitätslevel, Umgebungstemperatur, Körpergewicht, Gesundheitszustand und hormonelle Veränderungen eine Rolle. Hormonelle Umstellungen, Trächtigkeit, Säugezeit, Stress oder salzreiche Ernährung können ebenfalls den Durst steigern.1, 3

Kurzer Exkurs: Dürfen Katzen Milch trinken?

Viele Katzen lieben Milch – ihr Verdauungssystem jedoch nicht. Der Grund: Katzen verlieren nach dem Säuglingsalter meist das Enzym Lactase, das den Milchzucker (Laktose) abbaut. Die Folge sind Blähungen, Bauchschmerzen oder Durchfall. Die tolerierbare Laktosemenge bei einer Katze liegt bei etwa 2g Laktose pro kg Körpergewicht – das entspricht ca. 200ml Kuhmilch für eine 4-kg-Katze.4 Ein normales Untertässchen kann diese Grenze bereits überschreiten. Wer seiner Katze dennoch gelegentlich etwas Gutes tun will, kann auf spezielle laktosefreie Katzenmilch zurückgreifen. Aber auch hier gilt: nur in kleinen Mengen und als seltene Belohnung. Katzenmilch ist auf keinen Fall ein Ersatz für Wasser.

 

Eine junge Katze trinkt Milch aus einem Napf

Milch steht bei vielen Katzen hoch im Kurs, ist für ihren Magen jedoch problematisch.

 

Warum Katzen wahre Trinkakrobaten sind

Katzen sind Meister der Wassersparsamkeit. Ihre Nieren können Urin sehr stark konzentrieren. So erreicht der Urin einer gesunden Katze ein spezifisches Gewicht (USG) von 1.035 bis 1.060.5 Zum Vergleich: destilliertes Wasser hat 1.000, der Mensch schafft maximal 1.030.6 Das spezifische Gewicht ist ein Maß dafür, wie konzentriert der Urin ist – je höher der Wert, desto mehr gelöste Stoffe sind enthalten. Der schwache Durstreflex ist ein Erbe der Wildkatze, die den Großteil ihres Wasserbedarfs über Beutetiere deckt. Deshalb trinken viele Katzen auch heutzutage eher wenig – und starker Durst fällt umso mehr auf.

Auch die Trinktechnik der Katze ist besonders: Anstatt wie Hunde mit der Zunge zu schlabbern, tippt die Katze mit der Zungenspitze auf die Wasseroberfläche, zieht sie blitzschnell zurück und schnappt sich dann die aufsteigende Wassersäule. Hochgeschwindigkeitsaufnahmen zeigen: Eine Katze bewegt ihre Zunge dabei rund viermal pro Sekunde. Ein echtes Kunststück.

Wenn die Katze zu viel trinkt: mögliche Ursachen

Trinkt eine Katze regelmäßig mehr als 100 Milliliter pro Kilogramm Körpergewicht am Tag, sprechen Fachleute von Polydipsie.7 Oft geht das mit Polyurie einher – also vermehrtem Urinabsatz. In den meisten Fällen sind drei chronische Erkrankungen der Katze dafür verantwortlich, die man kennen (und erkennen) sollte:

CNE ist bei älteren Katzen weitverbreitet: Etwa jede fünfte Katze über 7 Jahre leidet unter einer CNE8, bei Tieren über 15 Jahren sind es sogar bis zu 80%.9 Die erkrankten Nieren können den Urin nicht mehr konzentrieren. Die Katze verliert zu viel Wasser über den Urin – und muss deutlich mehr trinken. Weitere Anzeichen sind stumpfes Fell, Gewichtsverlust und Appetitveränderungen. Behandelt wird CNE mit einer Kombination aus nierenschonender Spezialdiät, Blutdrucksenkern und Medikamenten, die den Eiweißverlust im Urin mindern. Regelmäßige Kontrollen sind dabei unerlässlich.

Etwa zwei von hundert Hauskatzen sind von Diabetes mellitus betroffen vor allem übergewichtige, ältere Katzen.10 Ein dauerhaft erhöhter Blutzuckerspiegel führt dazu, dass Zucker über den Urin ausgeschieden wird. Dabei wird vermehrt Wasser gebunden die Katze produziert große Mengen Urin, trinkt entsprechend viel, frisst mehr, verliert dabei aber dennoch an Gewicht.

Die Behandlung erfolgt oft mit einer täglichen Insulintherapie per Injektion. Alternativ steht seit Kurzem auch ein flüssiger Wirkstoff zur Verfügung, der einmal täglich oral verabreicht wird. Begleitend sind ein angepasstes Diätmanagement und regelmäßige Blutzuckerkontrollen entscheidend für den Therapieerfolg.

Etwa jede zehnte ältere Katze ist betroffen.11 Durch eine erhöhte Stoffwechselaktivität steigt der Wasserbedarf. Weitere Anzeichen: Gewichtsverlust trotz gutem Appetit, Unruhe, häufiges Erbrechen – und ebenfalls wieder gesteigerter Durst. Behandelt wird die Hyperthyreose meist medikamentös, alternativ kommen eine Radiojodtherapie oder eine Operation infrage.

Seltenere Ursachen für vermehrtes Trinken sind zudem Hormonstörungen, Infekte oder die Einnahme spezieller Medikamente (z.B. Kortison).

Und was, wenn die Katze zu wenig trinkt?

Auch das kann problematisch sein. Katzen, die dauerhaft zu wenig trinken – insbesondere, wenn sie Trockenfutter fressen – neigen zu Harnsteinen, Blasenentzündungen oder Verstopfungen. Gerade bei älteren Tieren kann eine chronische Dehydrierung schnell gefährlich werden. Ursachen sind oft banal: Der Napf steht ungünstig, das Wasser ist abgestanden oder die Katze fühlt sich unwohl.

Katze trinkt zu viel? Oder zu wenig? So erkennen Sie es

Verändertes Trinkverhalten fällt vielen Katzenhalterinnen und -haltern zunächst gar nicht auf – oder es wird erst spät bemerkt. Dabei liefert es wichtige Hinweise auf die Gesundheit ihrer Katze. Doch woran genau erkennt man, ob eine Katze zu viel oder zu wenig trinkt?

Anzeichen für „zu viel“:

  • Ihre Katze trinkt ständig – oder aus ungewöhnlichen Quellen wie Gießkannen oder Wasserhähnen.
  • Die Klumpen im Katzenklo sind größer als sonst.
  • Der Napf ist schneller leer als gewohnt.

 

Anzeichen für „zu wenig“:12

  • Sie sehen ihre Katze kaum trinken.
  • Der Urin ist dunkel und riecht stark.
  • Schleimhäute wirken trocken, das Fell stumpf, ihre Katze ist antriebslos.
  • In schweren Fällen: die Augen der Katze sind in die Augenhöhle eingesunken.

Veränderungen frühzeitig erkennen – ein Trinktagebuch hilft

Ein Trinktagebuch kann helfen, Veränderungen im Trinkverhalten frühzeitig zu erkennen – besonders bei älteren Katzen. Messen Sie dazu über mehrere Tage hinweg mit einem Messbecher oder einer markierten Flasche, wie viel Wasser Ihre Katze tatsächlich trinkt: Napf auffüllen, nach 24 Stunden die Restmenge notieren – aber nur, wenn ausschließlich die betroffene Katze Zugang zum Wasser hat. Ergänzen Sie die Notizen idealerweise um Angaben zu Futter, Gewicht, Urinabsatz und Verhalten. So erhalten Sie nicht nur einen Überblick, sondern liefern der Tierarztpraxis auch wertvolle Informationen. Eine tägliche Wasseraufnahme von über 100ml pro Kilogramm Körpergewicht gilt als auffällig und sollte tierärztlich abgeklärt werden. Auch andere Anzeichen wie häufiges Trinken, ungewöhnlich lange Trinkphasen oder das Aufsuchen ungewöhnlicher Trinkquellen (z.B. Toilette oder Gießkanne) sind Hinweise auf ein gesundheitliches Problem.

Beispiel für ein einfaches Trinktagebuch:

Beispiel-Tabelle für ein einfaches Trinktagebuch bei der Katze

Wenn der Verdacht sich erhärtet: Was tun, wenn die Katze zu viel trinkt?

Verzichten Sie auf Selbstdiagnosen oder gar eigene Behandlungsversuche. Wenn Ihre Katze auffällig viel trinkt, suchen Sie möglichst bald eine Tierarztpraxis auf. Je früher die Ursache erkannt wird, desto besser stehen die Chancen auf eine erfolgreiche Behandlung.

Bringen Sie – wenn möglich – eine frische Urinprobe zum Tierarzttermin mit. Und ganz wichtig: Versuchen Sie keinesfalls, Ihre Katze bis dahin weniger trinken zu lassen. Wasser ist lebenswichtig, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen.

EIne Katze, die viel trinkt, kann gesundheitliche Probleme haben.
EIne Katze, die viel trinkt, kann gesundheitliche Probleme haben.

Was macht der Tierarzt bei Verdacht auf Polydipsie?

Um die Ursache für vermehrtes Trinken bei einer Katze zu finden, sind in der Tierarztpraxis häufig mehrere Diagnoseschritte notwendig:14

  • Anamnese: Erfassen von Trink- und Fressverhalten, Veränderungen im Alltag, Futterart
  • Körperliche Untersuchung: Hydrationsstatus, Gewicht, Tastbefund Nieren, Darm, Bauchraum
  • Labordiagnostik: Blutwerte (z.B. Kreatinin, Glukose, T4), Urinanalysen (Spezifisches Gewicht, Glukose, Proteine)
  • Bildgebung: Ultraschall der Nieren, Schilddrüse, Gebärmutter bei weiblichen Katzen
  • Spezialtests: Hormonanalysen, ADH-Tests bei Verdacht auf seltene Ursachen

Was bedeutet die Diagnose für den Katzenhalter?

Wurde eine der drei Hauptursachen – chronische Nierenerkrankung, Diabetes mellitus oder Hyperthyreose – diagnostiziert, bedeutet das größtenteils: lebenslange Behandlung, aber auch gute Chancen auf Stabilisierung. Bei CNE wird in der Regel auf eine Spezialdiät mit viel Feuchtigkeit umgestellt, eventuell kommen Medikamente oder regelmäßige Infusionen hinzu. Diabetes wird klassischerweise mit Insulin behandelt und erfordert zweimal tägliche Injektionen sowie genaue Fütterungspläne. Inzwischen gibt es eine neuartige Therapieform, bei der kein Insulin mehr gespritzt werden muss: Ein speziell für Katzen entwickelter Wirkstoff kann als Tropfen ins Mäulchen oder über das Futter gegeben werden – nur einmal täglich, ohne Spritzen. Bei Hyperthyreose stehen Medikamente, Radiojodtherapie oder in Einzelfällen Operationen zur Wahl. Wichtig ist in allen Fällen: Die Halterin bzw. der Halter muss eng mit der Tierarztpraxis zusammenarbeiten, die Katze aufmerksam beobachten und regelmäßig kontrollieren lassen. So lässt sich trotz chronischer Erkrankung oft eine gute Lebensqualität erhalten.

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