Zahnstein entfernen beim Hund: tierärztliche Tipps für gesunde Hundezähne
Zahnstein entfernen beim Hund ist weit mehr als eine Schönheitskorrektur. Denn was viele unterschätzen: Die harten Ablagerungen auf den Zähnen sehen nicht nur unschön aus, sondern können ernsthafte gesundheitliche Folgen haben.1 Studien zeigen, dass über 80 % aller Hunde ab dem dritten Lebensjahr von Zahnstein betroffen sind.2 Wer früh handelt, kann Schmerzen, Zahnverlust und Folgeschäden am Herzen, der Leber oder den Nieren vermeiden. Erfahren Sie, wie Sie Zahnstein beim Hund vorbeugen und im Ernstfall sicher entfernen lassen können.


Wie verbreitet ist Zahnstein bei Hunden?
Zahnstein entsteht nicht über Nacht. Er beginnt als weicher Belag (sogenannte Plaque), der mit der Zeit mineralisiert und hart wird. Bereits nach 24 Stunden kann sich der erste Zahnbelag bilden.3
Laut Studien weisen über 80 % der Hunde ab drei Jahren Zahnstein oder Parodontitis auf. Trotzdem wird das Problem in Tierarztpraxen vergleichsweise selten thematisiert – nur etwa 12,5 % der Tiere pro Jahr.1 Woran liegt das? Viele Veränderungen werden bei der normalen Untersuchung unterschätzt. Erst unter Narkose, mit Sondierung der Zahnfächer und Röntgenbildern, zeigt sich oft das ganze Ausmaß. Bei Studien mit sedierten Hunden wurden teils sogar bei bis zu 100 % Zahnstein entdeckt.4
Zahnstein beim Hund: Gibt es Tiere, die besonders gefährdet sind?
Nicht alle Hunde sind gleich stark betroffen. Kleine Rassen wie Yorkshire Terrier, Toy-Pudel oder Cavalier King Charles Spaniels sind besonders anfällig – ihr Risiko ist laut Studien bis zu viermal höher als das größerer Artgenossen. Zudem neigen kurzköpfige Rassen wie Möpse oder Bulldoggen häufiger zu Zahnproblemen.1 Ältere Hunde sind deutlich häufiger betroffen – im Schnitt tritt Zahnstein ab etwa 7,5 Jahren vermehrt auf.
Auch wenn manche Hunde stärker gefährdet sind – Zahnstein kann grundsätzlich bei jedem Hund entstehen. Deshalb sollten alle Hundehalterinnen und -halter das Thema Zahngesundheit ernst nehmen
Wie genau entsteht Zahnstein beim Hund?
Die Ursache ist schnell erklärt – aber oft unterschätzt. Zahnstein entwickelt sich aus Plaque – einer Mischung aus Bakterien, Speichel und Futterresten. Bereits 24 Stunden nach einer Zahnreinigung beginnt sich wieder ein solcher Belag zu bilden. Wird dieser nicht entfernt, verkalkt er nach 1–2 Tagen zu hartem Zahnstein. Dabei wirken Mineralstoffe wie Kalzium aus dem Speichel wie ein natürlicher „Zement“. Auch Veranlagung, Zahnstellung oder fehlendes Kauen durch reine Nassfütterung können die Entwicklung begünstigen.
Warum Zahnstein alles andere als harmlos ist
Anfangs sieht es noch nach einem kosmetischen Problem aus – ein bisschen Belag, etwas Mundgeruch. Doch das trügt. Denn Zahnstein greift das Zahnfleisch an und führt zu Gingivitis, also einer schmerzhaften Entzündung des Zahnfleischs. Wird nicht rechtzeitig gegengesteuert, entsteht daraus Parodontitis – eine chronische Erkrankung des Zahnhalteapparats. Die Folgen: Gewebeabbau, lockere Zähne, Zahnverlust.1 In einer Untersuchung an über 2200 Hunden zeigte sich: Parodontalerkrankungen sind der häufigste Grund für Zahnextraktionen – besonders bei älteren Tieren und kleinen Rassen.5
Und die Probleme bleiben nicht nur im Maul: Über die entzündete Schleimhaut gelangen Bakterien ins Blut – und damit auch zum Herz, zur Leber und den Nieren. Studien zeigen Zusammenhänge von Zahnstein mit chronischen Nierenerkrankungen, Herzklappenentzündungen und Leberschäden. Auch das Risiko einer Sepsis – also einer schweren, teils lebensbedrohlichen Blutvergiftung – ist in besonders schweren Fällen möglich.1
Woran erkennt man Zahnstein beim Hund?
Die Symptome von Zahnstein beim Hund schleichen sich langsam ein. Viele Hunde zeigen erst spät deutliche Anzeichen. Achten Sie deshalb besonders auf:1, 2, 3
- Gelblich-braune Beläge an den Zähnen (vor allem Backenzähne)
- Mundgeruch
- Zahnfleischbluten
- Verändertes Fressverhalten (das Tier lässt harte Brocken liegen oder kaut einseitig)
- Vermehrtes Speicheln
- Zurückgezogenes Verhalten
Wenn eines oder mehrere dieser Signale auftreten, sollte die Tierärztin oder der Tierarzt einen Blick ins Maul des Hundes werfen.
Warum Zahnreinigung ohne Sedierung nicht hilft
Auch wenn die Vorstellung einer „sanften Zahnreinigung ohne Narkose“ verlockend klingt: Fachlich ist sie nicht ausreichend. Nur unter Sedierung lassen sich:
- Versteckte Beläge unter dem Zahnfleischrand entfernen
- Zahnfleischtaschen messen
- Röntgenaufnahmen anfertigen
- Entzündungen erkennen
Was oberflächlich sauber wirkt, kann im Inneren problematisch bleiben. Moderne Narkoseverfahren sind heute sehr sicher – bei guter Vorbereitung auch für ältere Hunde. Das Risiko einer unbehandelten Parodontitis ist in der Regel deutlich höher als das einer gut geplanten Sedierung.
Und danach? Schmerzbehandlung nicht vergessen
Nach dem Eingriff ist vor der Heilung – und die verläuft am besten schmerzfrei. Deshalb setzen viele Tierärztinnen und -ärzte auf eine gezielte Schmerztherapie:
- Lokalanästhetika zur Nervenblockade
- Nicht-steroidale Entzündungshemmer (NSAIDs)
Diese Medikamente lindern nicht nur den Schmerz, sondern hemmen auch Entzündungen. Je nach Eingriff werden sie einmalig oder für mehrere Tage gegeben – für mehr Wohlbefinden und schnellere Genesung.7
Zahngesundheit beginnt zuhause: Prophylaxe ist das A und O
Damit es gar nicht erst zu Zahnstein kommt, ist tägliche Zahnpflege zu Hause entscheidend. Am wirksamsten ist das Zähneputzen mit spezieller Hundezahnbürste und Hundezahnpasta. Besonders die Schneide- und Eckzähne lassen sich so gut reinigen. Die tägliche Routine ist ideal – aber auch dreimal pro Woche bringt schon gute Effekte.
Da sich nicht jeder Hund problemlos die Zähne putzen lässt, gibt es Alternativen:
- Kauprodukte: Spezielle Kauknochen oder Kaustreifen mit abreibender (abrasiver) Wirkung reinigen die Backenzähne beim Kauen.
- Zahnpflegegele oder Lösungen: Produkte mit antibakteriellen Stoffen (z. B. Chlorhexidin) können die Plaquebildung reduzieren.
Aber: Auch die beste Pflege ersetzt keine professionelle Zahnreinigung in der Tierarztpraxis unter Narkose, wenn Zahnstein schon vorhanden ist.
Hausmittel – was hilft wirklich?
Neben professioneller Zahnreinigung und täglicher Zahnpflege zu Hause setzen viele Hundehalterinnen und -halter auf natürliche Mittel zur Unterstützung. Doch nicht jedes Hausmittel hält, was es verspricht – ein kritischer Blick lohnt sich. Hier einige Optionen, deren Wirksamkeit wissenschaftlich belegt ist:
- Ascophyllum nodosum (Braunalge): In Pulverform übers Futter gegeben, kann sie Plaque und Zahnstein reduzieren. Studien zeigten Verbesserungen von bis zu 40 % bei täglicher Gabe.8
- Zahnpflege-Kauartikel mit VOHC-Gütesiegel Accepted Products | Veterinary Oral Health Council: Sie haben nachgewiesene Wirksamkeit gegen Plaque und Zahnstein.
- Enzymatische Zahnpasten: Enzyme wie Glukoseoxidase wirken gegen Bakterien. Zwar nicht so effektiv wie Putzen, aber ein guter Zusatz.
Vorsicht bei selbstgebastelten Hausmitteln: Salzwasser, Teebaumöl oder Natron können mehr schaden als nützen
Zahnstein beim Hund vorbeugen – am besten mit System
Die beste Strategie ist eine Kombination aus:
- Täglichem Zähneputzen
- Regelmäßiger Gabe vonKauartikeln mit nachgewiesener Wirkung
- Gesunder Ernährung (idealerweise spezielle Dental-Diäten)
- Jährliche prophylaktischer Kontrolle bei der Tierärztin bzw. beim Tierarzt
So entsteht ein Rundum-Schutz für die Hundezähne. Je früher Sie damit beginnen, desto besser – denn gerade junge Hunde lassen sich noch gut an die Zahnpflege gewöhnen.
Zahnstein beim Hund entfernen – für ein strahlendes Hundelächeln
Zahnstein beim Hund ist ein weit verbreitetes Problem mit ernsthaften Folgen. Doch mit konsequenter Pflege, geeigneten Hilfsmitteln und tierärztlicher Unterstützung lässt sich die Zahngesundheit Ihres Hundes effektiv erhalten – für ein gesundes Leben mit strahlendem Hundelächeln.
FAQ: Häufige Fragen zu Zahnstein beim Hund
Sie wollen es kurz und klar? Hier finden Sie Antworten auf die wichtigsten Fragen zum Thema Zahnstein beim Hund.
Welches Mittel löst Zahnstein beim Hund?
Bereits verhärteter Zahnstein lässt sich nicht mehr durch Zahnpasta oder Hausmittel auflösen. Nur die Tierärztin bzw. der Tierarzt kann ihn mechanisch entfernen, meist mithilfe von Ultraschallgeräten und Handinstrumenten – unter Narkose. Hausmittel wie Ascophyllum nodosum (Braunalge) oder Kauartikel können die Bildung von Zahnstein verlangsamen, aber nicht bestehenden Zahnstein auflösen.
Kann ich Zahnstein bei meinem Hund selbst entfernen?
Nein – nicht zuverlässig und sicher. Eine gründliche Entfernung ist nur unter Sedierung möglich, da sich auch unter dem Zahnfleischrand gefährliche Ablagerungen befinden können. Methoden ohne Narkose reinigen größtenteils nur oberflächlich.
Was ist das beste Mittel gegen Zahnstein beim Hund?
Die wirksamste Maßnahme ist die Kombination aus:
- Täglichem Zähneputzen
- Regelmäßiger professioneller Zahnreinigung
- Qualitativ hochwertigen Kauartikeln
- Zahnfreundlicher Ernährung (z. B. Dental-Diäten)
Wie oft sollte man Zahnstein beim Hund entfernen lassen?
Das hängt vom individuellen Risiko und der Zahnpflege ab. In der Regel wird eine professionelle Zahnreinigung einmal pro Jahr empfohlen, bei stark gefährdeten oder älteren Hunden auch häufiger. Die genaue Frequenz sollte Ihre Tierarztpraxis anhand von Rasse, Alter und Zahnstatus deines Hundes beurteilen. Wichtig: Frühzeitig und regelmäßig behandeln ist besser als zu spät!
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1.O'Neill DG, Mitchell CE, Humphrey J, Church DB, Brodbelt DC, Pegram C. Epidemiology of periodontal disease in dogs in the UK primary-care veterinary setting. J Small Anim Pract. 2021 Dec;62(12):1051-1061. doi: 10.1111/jsap.13405. Epub 2021 Aug 9. PMID: 34374104; PMCID: PMC9291557.
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4.Wallis, C. and Holcombe, L.J. (2020), A review of the frequency and impact of periodontal disease in dogs. J Small Anim Pract, 61: 529-540. https://doi.org/10.1111/jsap.13218
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5.Kim, C.-G.; Kwon, D.; Lee, K.; Kim, S.E.; Jo, H.M. Prevalence of Reasons for Tooth Extraction in Small- and Medium-Breed Dogs. Animals 2025, 15, 224. https://doi.org/10.3390/ani15020224
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6.Carroll MQ, Oba PM, Sieja KM, Alexander C, Lye L, de Godoy MRC, He F, Somrak AJ, Keating SCJ, Sage AM, Swanson KS. Effects of novel dental chews on oral health outcomes and halitosis in adult dogs. J Anim Sci. 2020 Sep 1;98(9):skaa274. doi: 10.1093/jas/skaa274. PMID: 32845313; PMCID: PMC7511057.
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7.Mathis J, Schilling E, Lobprise H. Oral and Dental Pain Management. Journal of Veterinary Dentistry. 2024;42(1):10-23. doi:10.1177/08987564241279550
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